MAKE(1) Dienstprogramme für Benutzer MAKE(1)

make - GNU-Make-Dienstprogramm zur Verwaltung von Programmgruppen

ÜBERSICHT

make [OPTION] … [ZIEL] …

Das Dienstprogramm make bestimmt automatisch, welche Teile eines großen Programms neu kompiliert werden müssen und gibt die Befehle zur Neukompilierung aus. Das Handbuch beschreibt die GNU-Implementierung von make, die von Richard Stallman und Roland McGrath geschrieben wurde und gegenwärtig von Paul Smith betreut wird. Unsere Beispiele zeigen C-Programme, da diese sehr verbreitet sind, aber Sie können make mit jeder Programmiersprache verwenden, deren Compiler mit einem Shell-Befehl aufgerufen werden kann. Tatsächlich ist make nicht auf Programme beschränkt. Sie können damit jede Aufgabe beschreiben, in der einige Dateien automatisch aus anderen aktualisiert werden müssen, wann immer sich wiederum andere ändern.

Um die Verwendung von make vorzubereiten, müssen Sie eine Datei namens makefile (eine Make-Steuerdatei) schreiben, welche die Beziehungen zwischen den Dateien in Ihrem Programm beschreibt und die Befehle zur Aktualisierung jeder der Dateien angibt. In einem Programm wird die ausführbare Datei typischerweise aus Objektdateien aktualisiert, die im Gegenzug durch Kompilieren von Quelldateien erzeugt werden.

Sobald eine geeignetes Makefile existiert, können Sie nach jeder Änderung an den Quelldateien mit dem einfachen Shell-Befehl

make

alle erforderlichen Neukompilierungen durchführen. Das Programm make entscheidet anhand der Beschreibung im Makefile und der Zeitstempel der letzten Änderungen an den Dateien, welche Dateien aktualisiert werden müssen. Für jede dieser Dateien führt es die im Makefile angegebenen Befehle aus.

make führt die im makefile angegebenen Befehle aus, um ein oder mehrere Ziele zu aktualisieren, wobei ein Ziel typischerweise ein Programm ist. Falls die Option -f nicht angegeben ist, schaut make nach den Dateien GNUmakefile, makefile und Makefile, in dieser Reihenfolge.

Normalerweise sollten Sie Ihr Makefile entweder makefile oder Makefile nennen. Wir empfehlen Makefile, da es so an exponierter Stelle nahe des Anfangs einer Verzeichnisauflistung erscheint, auch nahe zu anderen wichtigen Dateien wie README. Der Name GNUmakefile, nach dem zuerst gesucht wird, ist für die meisten Makefiles nicht zu empfehlen. Sie sollten diesen Namen nur verwenden, wenn Ihr Makefile speziell für GNU make geschrieben ist und von anderen Versionen von make nicht verstanden wird. Falls »-« als makefile angegeben ist, wird aus der Standardeingabe gelesen.

make aktualisiert ein Ziel, falls dieses von anderen Dateien abhängt, die seit der letzten Aktualisierung des Ziels verändert wurden, oder falls das Ziel nicht existiert.

Diese Optionen werden ignoriert und sind nur zwecks Kompatibilität zu anderen Versionen von make vorhanden.
erstellt bedingungslos alle Ziele.
wechselt in das angegebene Verzeichnis, bevor die Makefiles gelesen werden oder irgendetwas anderes getan wird. Falls Sie die Option -C mehrmals angeben, wird jede davon relativ zur vorherigen interpretiert: -C / -C etc ist gleichbedeutend mit -C /etc. Dies ist bei rekursiven Aufrufen von make typisch.
gibt zusätzlich Debugging-Meldungen zu den normalen Verarbeitungsmeldungen aus. Die Debugging-Informationen sagen, welche Dateien zum Neuerstellen infrage kommen, welche Zeitstempel verglichen werden und mit welchen Ergebnissen, welche Dateien tatsächlich neu erstellt werden müssen, welche impliziten Regeln dabei berücksichtigt und welche angewendet werden – einfach alles von Interesse, wie und warum make entscheidet, was zu tun ist.
gibt zusätzlich Debugging-Meldungen zu den normalen Verarbeitungsmeldungen aus. Falls die SCHALTETR weggelassen werden, dann ist das Verhalten so, als wäre -d angegeben worden. SCHALTER kann eine oder alle der folgenden Namen sein - getrennt durch Kommata oder Leeraum. Nur der erste Buchstabe ist wichtig, der Rest darf entfallen: all für alle Debug-Ausgaben (gleichbedeutend mit -d), basic für grundlegende Debug-Ausgaben, verbose für ausführlichere grundlegende Debug-Ausgaben, implicit für die Anzeige der impliziten Regelsuchaktionen, jobs für Details zu den Befehlsaufrufen, makefile für Debugging während der Neuerstellung der Makefiles, print zur Anzeige der ausgeführten Rezepte (selbst wenn sie stillschweigend arbeiten) und why für den Grund, aus dem make sich entschloss, jedes Ziel neu zu bauen. Mit none können Sie alle vorherigen Debugging-Schalter deaktivieren.
bevorzugt Umgebungsvariablen gegenüber den Variablen in Makefiles.
interpretiert die angegebene Zeichenkette mit der Funktion eval, bevor irgendwelche Makefiles ausgewertet werden.
verwendet die angegebene Datei als Makefile.
ignoriert alle von den Befehlen zur Neuerstellung von Dateien ausgegebenen Fehlermeldungen.
gibt ein Verzeichnis an, in dem nach darin enthaltenen Makefiles gesucht werden soll. Falls die Option -I mehrmals mit verschiedenen Verzeichnissen angegeben ist, werden die Verzeichnisse in genau der angegebenen Reihenfolge durchsucht. Im Gegensatz zu den Argumenten anderer Schalter für make dürfen Sie Verzeichnisse direkt nach dem Schalter angeben: -IVerzeichnis ist ebenso zulässig wie -I Verzeichnis. Diese Syntax dient der Kompatibilität zum Schalter -I des C-Präprozessors.
gibt die Anzahl der Aufträge (Befehle) an, die gleichzeitig ausgeführt werden sollen. Wird die Option -j mehrmals angegeben, ist die zuletzt angegebene wirksam. Wird die Option -j ohne Argument angegeben, begrenzt make die Anzahl der gleichzeitig ausführbaren Aufträge nicht.
gibt die Art des zu verwendenden Auftragsservers an. Die Art kann fifo, pipe oder sem sein (nur unter Windows).
setzt nach einer Fehlermeldung so weit wie möglich fort. Während zwar das fehlgeschlagene Ziel und die davon abhängigen Ziele nicht neu erstellt werden können, ist es dennoch möglich, andere Abhängigkeiten dieser Ziele zu verarbeiten.
gibt an, dass keine neuen Aufträge (Befehle) gestartet werden sollen, wenn bereits andere Aufträge ausgeführt werden und die gemittelte Last mindestens der angegebenen Last entspricht (eine Fließkommazahl). Ohne Argument wird die vorherige Lastbegrenzung aufgehoben.
verwendet die letzte »mtime« (Veränderungszeit) zwischen Symlinks und Zielen.
gibt die Befehle aus, die ausgeführt werden würden, aber führt sie nicht wirklich aus (außer unter bestimmten Umständen).
erstellt die angegebene Datei nicht neu, selbst wenn sie älter als ihre Abhängigkeiten ist, und erneuert nichts aufgrund von Änderungen in der angegebenen Datei. Im Wesentlichen wird die Datei als uralt betrachtet und deren Regeln werden ignoriert.
stellt beim parallelen Ausführen mehrerer Aufträge mit -j sicher, dass die Ausgabe jedes Auftrags zusammengeführt wird, statt sich mit den Ausgaben anderer Aufträge zu überschneiden. Falls kein Typ angegeben wird oder target ist, wird die Ausgabe des gesamten Rezepts für jedes Ziel zusammengefasst. Falls line als Typ angegeben ist, wird die Ausgabe jeder Befehlszeile innerhalb eines Rezepts zusammengefasst. Falls recurse als Typ angegeben ist, wird die Ausgabe eines gesamten Make-Aufrufs rekursiv zusammengefasst. Falls none als Typ angegeben ist, ist die Synchronisierung der Ausgabe deaktiviert.
gibt die Datenbasis (Regeln und Variablenwerte) aus, die sich aus der Auswertung der Makefiles ergibt. Dann wird wie üblich oder anderweitig angegeben fortgesetzt. Damit werden auch Versionsinformationen angezeigt, die mit dem Schalter -v ausgegeben werden (siehe nachfolgend). Um die Datenbasis auszugeben, ohne zu versuchen, irgendwelche Dateien neu zu erstellen, verwenden Sie make -p -f/dev/null.
aktiviert den »Fragemodus«. Es werden keine Befehle ausgeführt oder etwas ausgegeben. Es wird lediglich ein Exit-Status ausgegeben, der 0 ist, sofern die angegebenen Ziele bereits aktuell sind, oder anderenfalls 1.
deaktiviert die Berücksichtigung der eingebauten impliziten Regeln. Außerdem wird die Standardliste der Suffixe für die Suffix-Regeln geleert.
definiert keine der eingebauten Variablen.
aktiviert den stillen Modus, in dem die ausgeführten Befehle nicht ausgegeben werden.
setzt die Option -s außer Kraft.
setzt die Option -k außer Kraft.
greift auf Dateien zu (markiert sie als aktuell, ohne sie wirklich zu verändern), anstelle deren Befehle auszuführen. Dadurch wird vorgegaukelt, dass die Befehle bereits ausgeführt wurden, um zukünftige Aufrufe von make zu täuschen.
gibt Informationen zur Verwendung jedes Ziels aus, also warum das Ziel zur Neuerstellung vorgesehen ist und welche Befehle zur Neuerstellung ausgeführt werden.
gibt die Version von make sowie einen Urheberrechtshinweis, eine Liste der Autoren und einen Hinweis zum Haftungsausschluss aus.
gibt eine Meldung aus, welche das Arbeitsverzeichnis vor und nach der weiteren Verarbeitung angibt. Dies ist hilfreich, um Fehler einzugrenzen, die in komplizierten Verschachtelungen rekursiver make-Aufrufe entstehen.
deaktiviert -w selbst dann, wenn es implizit aktiviert wurde.
aktiviert das Umsortieren von Zielen und der Anordnung der Vorbedingungen. MODUS ist entweder none, um den Umsortiermodus zu deaktivieren, random, um die Vorbedingungen zufällig umzusortieren, reverse, um Vorbedingungen in inverser Reihenfolge zu berücksichtigen oder eine Ganzzahl <Saat>, die den Modus random mit dem speziellen Saat-Wert aktiviert. Falls MODUS nicht angegeben ist, ist die Vorgabe random.
täuscht vor, dass die angegebene Ziel-Datei gerade geändert wurde. Wenn dies zusammen mit dem Schalter -n verwendet wird, zeigt es Ihnen, was geschehen würde, wenn Sie die Datei verändern würden. Ohne -n ist es fast das Gleiche wie die Ausführung eines touch-Befehls mit der angegebenen Datei vor der Ausführung von make, aber mit dem Unterschied, dass der Änderungszeitpunkt nur in der Fantasie von make geändert wurde.
warnt, wenn eine nicht definierte Variable referenziert wird.

GNU make beendet sich mit dem Status 0, wenn alle Makefiles erfolgreich ausgewertet wurden und für keines der Ziele die Erstellung fehlgeschlagen ist. Der Status 1 wird zurückgeliefert, wenn der Schalter -q angegeben wurde und make ermittelt hat, dass ein Ziel neu erstellt werden muss. Der Status 2 wird zurückgeliefert, falls irgendwelche Fehler aufgetreten sind.

Die vollständige Dokumentation für make wird als ein Texinfo-Handbuch gepflegt. Wenn die Programme info(1) und make auf Ihrem Rechner ordnungsgemäß installiert sind, können Sie mit dem Befehl

info make

auf das vollständige Handbuch zugreifen.

Siehe das Kapitel »Problems and Bugs« in The GNU Make Manual.

Diese Handbuchseite wurde von Dennis Morse von der Stanford University geschrieben. Spätere Aktualisierungen stammen von Mike Frysinger. Sie wurde von Roland McGrath überarbeitet und wird derzeit von Paul Smith betreut.

Copyright © 1992-1993, 1996-2023 Free Software Foundation, Inc. Diese Datei ist Teil von GNU Make.

GNU Make ist freie Software; Sie können es weitergeben und/oder verändern, solange Sie sich an die Regeln der »GNU General Public License« halten, so wie sie von der Free Software Foundation festgelegt wurden; entweder in Version 3 der Lizenz oder (nach Ihrem Ermessen) in jeder neueren Version.

GNU Make wurde mit dem Ziel veröffentlicht, dass Sie es nützlich finden, jedoch OHNE JEGLICHE GARANTIE, sogar ohne eine implizite Garantie der MARKTREIFE oder der VERWENDBARKEIT FÜR EINEN SPEZIELLEN ZWECK. Schauen Sie für weitere Informationen bitte in der »GNU General Public License« (GNU GPL) nach.

Zusammen mit diesem Programm sollten Sie außerdem eine Kopie der »GNU General Public License« erhalten haben. Wenn dem nicht so ist, siehe https://www.gnu.org/licenses/.

ÜBERSETZUNG

Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Mario Blättermann <mario.blaettermann@gmail.com> und Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.

Diese Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License Version 3 oder neuer bezüglich der Copyright-Bedingungen. Es wird KEINE HAFTUNG übernommen.

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26. Mai 2023 GNU