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BEZEICHNUNG
ifconfig - Konfiguration einer Netzwerkschnittstelle
ÜBERSICHT
ifconfig [-v] [-a] [-s]
[Schnittstelle]
ifconfig [-v] Schnittstelle [AF-Typ]
Optionen | Adresse …
BESCHREIBUNG
Ifconfig wird benutzt, um im Kernel befindliche Netzwerksschnittstellen zu konfigurieren. Es wird zur Systemstartzeit verwendet, um die Schnittstellen nach Bedarf zu initialisieren. Danach wird es üblicherweise nur zur Fehlersuche oder zur Verfeinerung der Systemkonfiguration verwendet.
Wenn keine Argumente angegeben werden, dann zeigt ifconfig den Zustand der derzeit aktiven Netzwerksschnittstellen. Wird ein einzelnes Argument Schnittstelle angegeben, so zeigt es nur den Zustand der angegebenen Netzwerksschnittstelle an. Wird eine einzelne Option -a angegeben, zeigt es den Zustand aller Schnittstellen an, selbst wenn diese inaktiv sind. Ansonsten konfiguriert ifconfig eine Schnittstelle.
Adressfamilien
Wird das erste Argument hinter dem Schnittstellennamen als der Name einer unterstützten Adressfamilie erkannt, so wird diese Adressfamilie dazu benutzt, um alle Protokolladressen zu dekodieren und darzustellen. Zur Zeit werden u.A. folgende Adressfamilien unterstützt: inet (TCP/IP, Vorgabe), inet6 (IPv6), ax25 (AMPR Packet Radio), ddp (Appletalk Phase 2), ipx (Novell IPX) und netrom (AMPR Packet radio). Alle Zahlen, die als Teil einer IPv4-Adresse in der Punkte-Form angegeben werden, dürfen dezimal, oktal oder hexadezimal sein, wie das in der ISO-C-Norm spezifiziert ist (das bedeutet, ein »0x« oder »0X« bedeutet hexadezimal, ansonsten bedeutet eine »0« am Anfang oktal und ansonsten wird die Zahl dezimal interpretiert). Die Verwendung von hexadezimalen und oktalen Zahlen widerspricht dem RFC und von deren Verwendung wird daher ausdrücklich abgeraten.
OPTIONEN
- -a
- Zeigt alle derzeit verfügbaren Schnittstellen an, selbst wenn sie nicht hochgefahren sind.
- -s
- Zeigt eine kurze Liste an (wie netstat -i).
- -v
- Ist bei bestimmten Fehlerbedingungen ausführlicher.
- Schnittstelle
- Der Name einer Schnittstelle. Dies ist üblicherweise ein Treibername gefolgt von einer laufenden Nummer, z.B. eth0 für die erste Ethernetschnittstelle. Falls Ihr Kernel Alias-Schnittstellen unterstützt, können Sie diese mit einer Syntax der Form eth0:0 für den ersten Alias von eth0 angeben. Sie können diese dazu verwenden, mehr Adressen zuzuweisen. Um eine Alias-Schnittstelle zu löschen, verwenden Sie ifconfig eth0:0 down. Beachten Sie, dass für jeden Geltungsbereich (d.h. das gleiche Netz mit Adressen-/Netzmasken-Kombination) alle Aliase gelöscht werden, wenn Sie den ersten (primären) löschen.
- up
- Dieser Schalter aktiviert die Schnittstelle. Er wird implizit gesetzt, wenn eine Adresse einer Schnittstelle zugewiesen wird. Sie können dieses Verhalten durch die Verwendung einer Alias-Schnittstelle unterdrücken, indem Sie ein - an den Alias anhängen (z.B. eth0:0-). Es wird auch unterdrückt, wenn Sie die IPv4-Adresse 0.0.0.0 verwenden, da der Kernel diese dazu verwenden wird, implizit alle Schnittstellen zu löschen.
- down
- Durch diesen Schalter wird der Treiber für diese Schnittstelle deaktiviert.
- [-]arp
- Schaltet das ARP-Protokoll auf dieser Schnittstelle ein oder aus.
- [-]promisc
- Schaltet den Modus promiscuous der Schnittstelle ein oder aus. Ist er ausgewählt, so werden alle Pakete vom Netzwerk empfangen, unabhängig davon, ob sie an die Schnittstelle adressiert sind.
- [-]allmulti
- Ein-/Ausschalten des Modus all-multicast. Ist er ausgewählt, so werden alle Multicastpakete vom Netzwerk empfangen, unabhängig davon, ob sie an die Schnittstelle adressiert sind oder nicht.
- mtu N
- Dieser Parameter setzt die »Maximum Transfer Unit« (MTU) einer Schnittstelle, das ist das größte Paket, das gesendet werden kann.
- dstaddr Adresse
- Setzt die IP-Adresse der Gegenseite für Punkt-zu-Punkt-Verbindungen wie z.B. PPP. Dieses Schlüsselwort ist überholt; statt dessen sollte das Schlüsselwort pointopoint verwendet werden.
- netmask Adresse
- Setzt die IP-Netzwerkmaske für diese Schnittstelle. Die Voreinstellung ist abhängig von der IP-Adresse der Schnittstelle die Maske für ein Klasse A-, B- oder C-Netzwerk, kann aber auf jeden beliebigen Wert gesetzt werden.
- add Adresse/Präfixlänge
- Fügt einer Schnittstelle eine IPv6-Adresse zu.
- del Adresse/Präfixlänge
- Entfernt eine IPv6-Adresse von einer Schnittstelle.
- tunnel ::aa.bb.cc.dd
- Erzeugt ein neues SIT- (IPv6-in-IPv4-)Gerät, das Pakete zum angegebenen Ziel tunnelt.
- irq Adresse
- Setzt die Interruptleitung, die von diesem Gerät benutzt wird. Nicht alle Geräte können ihre Interruptkonfiguration dynamisch ändern.
- io_addr Adresse
- Setzt die E/A-Basisadresse für dieses Gerät.
- mem_start Adresse
- Setzt die Startadresse für gemeinsamen Speicher, der von diesem Gerät benutzt wird. Dies wird nur von wenigen Geräten benötigt.
- media Typ
- Setzt den physischen Port oder den Medientyp, der vom Gerät verwendet wird. Nicht alle Geräte können diese Einstellung ändern, und bei denjenigen, bei denen dies möglich ist, variieren die unterstützten Werte. Typische Werte für Typ sind 10base2 (thin Ethernet), 10baseT (twisted-pair 10Mbps-Ethernet), AUI (externer Transceiver) und so weiter. Der spezielle Medientyp auto kann benutzt werden, damit der Treiber automatisch den Typ des Mediums erkennt. Wiederum unterstützen dies nicht alle Treiber.
- [-]broadcast [Adresse]
- Wird das Adressargument gegeben, so wird die Protokolladresse für Broadcast für diese Schnittstelle gesetzt. Ansonsten wird der Schalter IFF_BROADCAST für diese Schnittstelle gesetzt bzw. gelöscht.
- [-]pointopoint [Adresse]
- Dieses Schlüsselwort aktiviert den Punkt-zu-Punkt-Modus
einer Schnittstelle. Das bedeutet, dass eine direkte Verbindung zwischen
zwei Maschinen besteht, ohne dass weitere Maschinen mithören.
Wird auch ein Adressargument gegeben, so wird die Protokolladresse auf der Gegenseite der Verbindung gesetzt, genau wie beim jetzt überholten Schlüsselwort dstaddr. Ansonsten wird der Schalter IFF_POINTOPOINT für die Schnittstelle gesetzt bzw. gelöscht. - hw Klasse Adresse
- Setzt die Hardwareadresse dieser Schnittstelle, wenn der Gerätetreiber diese Operation unterstützt. Dem Schlüsselwort muss der Name der Hardwareklasse und die ASCII-Darstellung der Hardwareadresse folgen. Zur Zeit werden unter anderem folgende Hardwareklassen unterstützt: ether (Ethernet), ax25 (AMPR AX.25), ARCnet und netrom (AMPR NET/ROM).
- multicast
- Setzt den Multicast-Schalter der Schnittstelle. Dies sollte im Normalfall nicht benötigt werden, da die Treiber den Schalter selber korrekt setzen.
- Adresse
- Die IP-Adresse, die der Schnittstelle zugewiesen wird.
- txqueuelen Länge
- Setzt die Länge der Sendewarteschlange des Geräts. Es ist sinnvoll, diesen Wert auf einen kleinen Wert für langsame Geräte mit hoher Paketlaufzeit (Modems, ISDN) zu setzen, um zu verhindern, dass schnelle Großübertragungen interaktiven Verkehr wie Telnet zu sehr stören.
- name Neuname
- Ändert den Namen dieser Schnittstelle auf Neuname. Die Schnittstelle muss zuerst heruntergefahren werden.
ANMERKUNGEN
Seit Kernel Version 2.2 gibt es keine expliziten Statistiken für Schnittstellenaliase mehr. Die Statistiken für die Ursprungsadresse werden mit allen Aliasen auf das gleiche Gerät geteilt. Um Statistiken pro Adresse zu erhalten, sollten explizite Buchführungsregeln für die Adresse mit dem Befehl iptables(8) erstellt werden.
Seit Net-tools 1.60-4 gibt ifconfig Byte-Zähler und menschenlesbare Zähler in IEC-60027-2-Einheiten aus. Daher sind 1 KiB 2^10 byte. Beachten Sie, dass die Zahlen auf eine Dezimalstelle gekürzt werden (was recht groß sein kann, wenn Sie bedenken, dass 0,1 PiB 112.589.990.684.262 byte beträgt :)
Wenn Interrupt-Probleme mit Ethernet-Gerätetreibern mit EAGAIN (SIOCSIIFLAGS: Resource temporarily unavailable) Fehlschläge hervorrufen, ist dies höchstwahrscheinlich ein Interrupt-Konflikt. Siehe http://www.scyld.com/expert/irq-conflict.html für weitere Informationen.
DATEIEN
/proc/net/dev
/proc/net/if_inet6
FEHLER
ifconfig verwendet die Ioctl-Zugriffsmethode, um die vollständigen Adressinformationen zu erhalten. Dadurch sind Hardware-Adressen auf 8 byte begrenzt. Da Infiniband-Adressen 20 byte lang sind, werden nur die ersten 8 byte korrekt dargestellt. Bitte verwenden Sie den Befehl ip link aus dem Paket iproute2, um Informationen auf der Ebene von Links einschließlich Hardware-Adressen anzuzeigen.
Obwohl AppleTalk DDP- und IPX-Adressen angezeigt werden, können sie mit diesem Befehl nicht geändert werden.
SIEHE AUCH
route(8), netstat(8), arp(8), rarp(8),
iptables(8), ifup(8), interfaces(5)
http://physics.nist.gov/cuu/Units/binary.html - Präfixe für
binäre Vielfache
AUTOREN
Fred N. van Kempen, <waltje@uwalt.nl.mugnet.org>
Alan Cox, <Alan.Cox@linux.org>
Phil Blundell, <Philip.Blundell@pobox.com>
Andi Kleen
Bernd Eckenfels, <net-tools@lina.inka.de>
ÜBERSETZUNG
Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Ralf Bächle <ralf@linux-mips.org>. und Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.
Diese Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License Version 3 oder neuer bezüglich der Copyright-Bedingungen. Es wird KEINE HAFTUNG übernommen.
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3. Oktober 2008 | net-tools |