COREDUMPCTL(1) coredumpctl COREDUMPCTL(1) BEZEICHNUNG coredumpctl - Abfragen und Verarbeiten gespeicherter Speicherauszuge und Metadaten UBERSICHT coredumpctl [OPTIONEN] {BEFEHL} [PID|PROG|BEF|TREFFER] BESCHREIBUNG coredumpctl ist ein Werkzeug, das zur Abfrage und Verarbeitung von durch systemd-coredump(8) gespeicherten Speicherauszugen und Metadaten verwandt werden kann. BEFEHLE Die folgenden Befehle werden verstanden: list Listet im Journal eingesammelte Speicherauszuge auf, die auf angegebene Charakteristika passen. Falls kein Befehl angegeben ist, ist dies die implizierte Vorgabe. Die Ausgabe soll menschenlesbar sein und enthalt eine Tabelle mit den folgenden Spalten: TIME Der Zeitstempel des Absturzes, wie vom Kernel gemeldet. Hinzugefugt in Version 233. PID Die Kennzeichnung des abgesturzten Prozesses. Hinzugefugt in Version 233. UID, GID Die Benutzer- und Gruppenkennzeichner des abgesturzten Prozesses. Hinzugefugt in Version 233. SIGNAL Das Signal, das den Prozess zum Absturz brachte, falls zutreffend. Hinzugefugt in Version 233. COREFILE Informationen, ob der Speicherauszug gespeichert wurde und ob er noch zugreifbar ist: >>none<< bedeutet, dass der Speicherauszug nicht gespeichert wurde, >>-<< bedeutet, dass er nicht verfugbar war (weil der Prozess beispielsweise nicht durch ein Signal beendet wurde), >>present<< bedeutet, dass der aktuelle Benutzer auf den Speicherauszug zugreifen kann, >>journal<< bedeutet, dass der Speicherauszug im >>journal<< gespeichert wurde, >>truncated<< ist das gleiche wie die vorherigen zwei, aber der Speicherauszug war zu gross und wurde nicht als Ganzes gespeichert, >>error<< bedeutet, dass auf die Speicherauszugsdatei nicht zugegriffen werden kann, wahrscheinlich aufgrund nicht ausreichender Rechte und >>missing<< bedeutet, dass der Speicherauszug in einer Datei gespeichert wurde, aber die Datei wurde danach entfernt. Hinzugefugt in Version 233. EXE Der komplette Pfad zum Programm. Fur Backtraces von Skripten ist dies der Name des Interpreters. Hinzugefugt in Version 233. Es ist gut zu wissen, dass verschiedene Beschrankungen fur Daten, die im Journal gespeichert werden und fur Speicherauszuge, die in /var/lib/systemd/coredump abgelegt sind, gelten. Lesen Sie den Uberblick in systemd-coredump(8). Daher ist es gut moglich, dass ein bestimmter Speicherauszug noch im Journal aufgefuhrt ist, obwohl die entsprechende Speicherauszugsdatei bereits entfernt wurde. Hinzugefugt in Version 215. info Zeigt detaillierte Informationen uber den neusten Speicherauszug an, der auf die angegebenen Charakteristika passt und im Journal gesammelt wurde. Hinzugefugt in Version 215. dump Extrahiert den neusten Speicherauszug, der auf die angegebenen Charakteristika passt. Der Speicherauszug wird auf die Standardausgabe geschrieben, ausser eine Ausgabedatei wurde mit --output= angegeben. Hinzugefugt in Version 215. debug Ruft einen Debugger auf den neusten Speicherauszug auf, der auf die angegebenen Charakteristika passt. Standardmassig wird gdb(1) verwandt. Dies kann mittels der Option --debugger= oder der Umgebungsvariable $SYSTEMD_DEBUGGER geandert werden. Verwenden Sie die Option --debugger-arguments=, um zusatzliche Befehlszeilenargumente an den Debugger zu ubergeben. Hinzugefugt in Version 239. OPTIONEN Die folgenden Optionen werden verstanden: -h, --help Zeigt einen kurzen Hilfetext an und beendet das Programm. --version Zeigt eine kurze Versionszeichenkette an und beendet das Programm. --no-pager Leitet die Ausgabe nicht an ein Textanzeigeprogramm weiter. --no-legend Gibt die Legende nicht aus, d.h. die Spaltenkopfe und die Fusszeile mit Hinweisen. --json=MODUS Zeigt die Ausgabe als JSON formatiert. Erwartet entweder >>short<< (fur die kurzest mogliche Ausgabe ohne unnotigen Leerraum oder Zeilenumbruche), >>pretty<< (fur eine schonere Version der gleichen Ausgabe, mit Einzugen und Zeilenumbruchen) oder >>off<< (um die standardmassig aktivierte JSON-Ausgabe auszuschalten). -1 Nur Informationen uber den neusten Speicherauszug anzeigen, statt alle bekannten Speicherauszuge aufzulisten. Aquivalent zu --reverse -n 1. Hinzugefugt in Version 215. -n ANZ Hochstens die angegebene Anzahl von Eintragen anzeigen. Der angegebene Parameter muss eine Ganzzahl grosser oder gleich 1 sein. Hinzugefugt in Version 248. -S, --since Gibt nur Eintrage seit dem angegebenen Datum aus. Hinzugefugt in Version 233. -U, --until Gibt nur Eintrage bis zu dem angegebenen Datum aus. Hinzugefugt in Version 233. -r, --reverse Invertiert die Ausgabe, so dass die neusten Eintrage zuerst dargestellt werden. Hinzugefugt in Version 233. -F FELD, --field=FELD Gibt alle moglichen Datenwerte aus, die das angegebene Feld beim Abgleich von Speicherauszugseintragen im Journal akzeptiert. Hinzugefugt in Version 215. -o DATEI, --output=DATEI Schreibt den Speicherauszug nach DATEI. Hinzugefugt in Version 215. --debugger=DEBUGGER Verwendet den angegebenen Debugger fur den Befehl debug. Falls nicht ubergeben und $SYSTEMD_DEBUGGER nicht gesetzt ist, dann wird gdb(1) verwandt. Hinzugefugt in Version 239. -A ARG, --debugger-arguments=ARG Die angegebene ARG als zusatzliche Befehlszeilenargumente an den Debugger ubergeben. Wenn ARG Leerraumzeichen enthalt, mussen Sie geeignet englische Anfuhrungszeichen verwenden. (Siehe Beispiele.) Hinzugefugt in Version 248. --file=GLOB Akzeptiert einen Datei-Glob als Argument. Falls angegeben, wird Coredumpctl auf den auf GLOB passenden Journal-Dateien statt den vorgegebenen Laufzeit- und System-Journal-Pfaden arbeiten. Kann mehrfach angegeben werden, dann werden Dateien geeignet verschachtelt. Hinzugefugt in Version 246. -D VERZ, --directory=VERZ Verwendet die Journal-Datei im angegebenen VERZ. Hinzugefugt in Version 225. --root=WURZEL Verwendet das Wurzelverzeichnis WURZEL beim Suchen nach Speicherauszugen. Hinzugefugt in Version 252. --image=Abbild Akzeptiert einen Pfad zu einer Plattenabbilddatei oder einem Blockgeratenamen. Falls angegeben, werden alle Aktionen auf das Dateisystem in dem angegebenen Plattenabbild angewandt. Diese Option ist ahnlich zu --root=, agiert aber auf Dateisystemen, die in Plattenabbildern oder Blockgeraten gespeichert sind. Das Plattenabbild sollte entweder nur ein Dateisystem oder eine Reihe von Dateisystemen innerhalb einer GPT-Partitionstabelle enthalten, die der Spezifikation fur auffindbare Partitionen[1] folgt. Fur weitere Informationen uber unterstutzte Plattenabbilder, siehe den Schalter von systemd-nspawn(1) mit dem gleichen Namen. Hinzugefugt in Version 252. --image-policy=Richtlinie Akzeptiert gemass systemd.image-policy(7) eine Abbildrichtlinienzeichenkette als Argument. Die Richtlinie wird bei Aktionen auf dem mittels --image= angegebenen Plattenabbild durchgesetzt, siehe oben. Falls nicht angegeben ist die Vorgabe die Richtlinie >>*<<, d.h. alle erkannten Dateisysteme im Abbild werden verwandt. -q, --quiet Unterdruckt informelle Meldungen uber fehlenden Zugriff auf Journaldateien und moglicherweise gerade ablaufende Speicherauszuge. Hinzugefugt in Version 233. --all Schaut in alle verfugbaren Journal-Dateien in /var/log/journal/ (ohne Journal-Namensraume), statt nur in lokale Dateien. Hinzugefugt in Version 250. UBEREINSTIMMUNG Eine Ubereinstimmung kann Folgendes sein: PID Prozesskennung des Prozesses, der den Speicherauszug erzeugte. Eine Ganzzahl. Hinzugefugt in Version 215. PROG Name des Programms (passt auf COREDUMP_COMM=). Darf keinen Schragstrich enthalten. Hinzugefugt in Version 215. BEF Pfad zu dem Programm (passt auf COREDUMP_EXE=). Muss mindestens einen Schragstrich enthalten. Hinzugefugt in Version 215. TREFFER Allgemeiner-Journalctl-Treffer-Filter, muss ein Gleichheitszeichen (>>=<<) enthalten. Siehe journalctl(1). Hinzugefugt in Version 215. EXIT-STATUS Im Erfolgsfall wird 0 zuruckgeliefert; andernfalls wird ein von Null verschiedener Fehler-Code zuruckgeliefert. Werden keine passenden Speicherauszuge gefunden, wird dies als Fehler betrachtet. UMGEBUNGSVARIABLEN $SYSTEMD_DEBUGGER Verwendet den ubergebenen Debugger fur den Befehl debug. Siehe die Option --debugger=. Hinzugefugt in Version 239. BEISPIELE Beispiel 1. Alle Speicherauszuge eines Programms auflisten $ coredumpctl list /usr/lib64/firefox/firefox TIME PID UID GID SIG COREFILE EXE SIZE Tue 8018 1000 1000 SIGSEGV missing /usr/lib64/firefox/firefox - Wed 251609 1000 1000 SIGTRAP missing /usr/lib64/firefox/firefox - Fri 552351 1000 1000 SIGSEGV present /usr/lib64/firefox/firefox 28.7M Das Journal hat drei Eintrage, die sich auf /usr/lib64/firefox/firefox beziehen und nur beim letzten Eintrag ist eine Speicherauszugsdatei (in externem Speicher auf Platte) verfugbar. Beachten Sie, dass coredumpctl Zugriff auf die Journal-Dateien haben muss, um die relevanten Eintrage aus dem Journal herauszuholen. Daher wird ein nicht privilegierter Benutzer normalerweise nur die Informationen uber absturzende Programme dieses Benutzers sehen. Beispiel 2. Gdb auf den letzten Speicherauszug anwenden $ coredumpctl debug Beispiel 3. Gdb verwenden, um die vollstandigen Registerinformationen des letzten Speicherauszugs anzuzeigen $ coredumpctl debug --debugger-arguments="-batch -ex 'info all-registers'" Beispiel 4. Informationen uber den Speicherauszug basierend auf der PID anzeigen $ coredumpctl info 6654 PID: 6654 (bash) UID: 1000 (user) GID: 1000 (user) Signal: 11 (SEGV) Timestamp: Mon 2021-01-01 00:00:01 CET (20s ago) Command Line: bash -c $'kill -SEGV $$' Executable: /usr/bin/bash Control Group: /user.slice/user-1000.slice/ Unit: user@1000.service User Unit: vte-spawn-.scope Slice: user-1000.slice Owner UID: 1000 (user) Boot ID: Machine ID: Hostname: Storage: /var/lib/systemd/coredump/core.bash.1000..zst (present) Size on Disk: 51.7K Message: Process 130414 (bash) of user 1000 dumped core. Stack trace of thread 130414: #0 0x00007f398142358b kill (libc.so.6 + 0x3d58b) #1 0x0000558c2c7fda09 kill_builtin (bash + 0xb1a09) #2 0x0000558c2c79dc59 execute_builtin.lto_priv.0 (bash + 0x51c59) #3 0x0000558c2c79709c execute_simple_command (bash + 0x4b09c) #4 0x0000558c2c798408 execute_command_internal (bash + 0x4c408) #5 0x0000558c2c7f6bdc parse_and_execute (bash + 0xaabdc) #6 0x0000558c2c85415c run_one_command.isra.0 (bash + 0x10815c) #7 0x0000558c2c77d040 main (bash + 0x31040) #8 0x00007f398140db75 __libc_start_main (libc.so.6 + 0x27b75) #9 0x0000558c2c77dd1e _start (bash + 0x31d1e) Beispiel 5. Den neusten Speicherauszug aus /usr/bin/bar in eine Datei namens bar.coredump extrahieren $ coredumpctl -o bar.coredump dump /usr/bin/bar SIEHE AUCH systemd-coredump(8), coredump.conf(5), systemd-journald.service(8), gdb(1) ANMERKUNGEN 1. Spezifikation fur auffindbare Partitionen https://uapi-group.org/specifications/specs/discoverable_partitions_specification UBERSETZUNG Die deutsche Ubersetzung dieser Handbuchseite wurde von Helge Kreutzmann erstellt. Diese Ubersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License Version 3 oder neuer bezuglich der Copyright-Bedingungen. Es wird KEINE HAFTUNG ubernommen. Wenn Sie Fehler in der Ubersetzung dieser Handbuchseite finden, schicken Sie bitte eine E-Mail an die Mailingliste der Ubersetzer . systemd 255 COREDUMPCTL(1)